Die Problemstellung

Fast alle in ihrer Existenz bedrohten, ökologisch besonders wertvollen Flächen sind ursprünglich durch menschliche Nutzung entstanden, sind also Kulturlandschaft. Ohne weitere Nutzung werden sie ganz verschwinden. Durch den Strukturwandel in der Landwirtschaft haben extensiv wirtschaftende Betriebe immer weniger Überlebenschancen. Das trifft in besonderem Maße auf Schäfereien zu. Wanderschäfer benötigen für die Beweidung vorrangig extensiv genutzte Grünlandflächen, welche aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft (Stichworte: Umwandlung Extensiv zu Intensivgrünland, Flächenaufgabe von Ungunststandorten, Grünlandumbruch) stark rückgängig sind. Neben einer geringeren Flächenverfügbarkeit wird es für Schäfer immer schwieriger geeignete Flächen über Triebwege zu erreichen, auch hier wirkt sich insbesondere die Intensivierung der Landwirtschaft negativ aus. Die Wirtschaftlichkeit des Berufs "Wanderschäfer" wird durch die genannten Umstände in zunehmendem Maße erschwert.

Neben der schlechten wirtschaftlichen Situation der Schäfer führt die heutige Landwirtschaft natürlich auch zu ökologischen Missständen. Grünlandflächen gehen zunehmends verloren und hierdurch bedingt auch besonders hochwertige schutzwürdige Biotope, welche sich häufig auf extensiv genutzten Grünlandstandorten befinden. In Deutschland, sowie in Rheinland-Pfalz hat sich die Grünlandfläche in den letzten Jahren deutlich verringert:

In RLP ging die Grünlandfläche von 249.000 ha (2003) auf 231.000 ha (2012) zurück.
Der Grünlandanteil an der landwirtschaftlichen Nutzfläche (nach Direktzahlungen) sank damit von 37,20 % (2003) auf 35,53 % (2012).
Das sind 4,7% Grünland-Verlust in wenigen Jahren.

Auf Grünland kommen über die Hälfte der ca. 3.600 in Deutschland heimischen Farn- und Blütenpflanzenarten vor. Über 1.000 Arten werden im engeren Sinne als Grünlandarten bezeichnet, das heißt sie wachsen vorwiegend bzw. ausschließlich auf Grünlandstandorten. Darunter sind viele hundert gefährdete Arten. Von den über 45.000 Tierarten besiedeln 70-80 % Offenlandbiotope und sind somit vom Grünland und dessen Vegetation abhängig. Die Aufführung zeigt den enormen Stellenwert des Grünlandes für die Artenvielfalt in Deutschland. Grünlandflächen, insbesondere in Form der extensiveren Bewirtschaftung, bieten zahlreichen Tier- und Pflanzenarten einen Lebensraum, und liefern so einen wesentlichen Beitrag zur Biodiversität.

Insbesondere sind im Offenland Grünlandbiotoptypen die von einer extensiven landwirtschaftlichen Nutzung abhängen, bedroht. Extensivgrünland, also Wiesen und Weiden mit einer geringen Nutzungsintensität weisen meist artenreichere Grünlandgesellschaften (z.B. sog. Kalkmagerrasen) auf. Auf Intensivgrünland werden Wiesen und Weiden hingegen mit einer hohen Intensität genutzt (d.h. hohe Schnitthäufigkeit und/oder hohe Düngergaben). Hier entwickeln sich daher meist Pflanzengesellschaften mit einer artenarmen Zusammensetzung (z.B. sog. Weidelgras-Weißklee-Wiese/Weide). Man kann vereinfachend sagen, dass "je intensiver eine Fläche genutzt wird, desto geringer ist die Artenvielfalt auf dieser".

2006 konnte zumindest für 20 der 71 Grünlandbiotoptypen eine stabile bzw. zunehmende Entwicklung konstatiert werden, 2017 galt dies nur noch für 6 Biotoptypen des Grünlands. Laut der aktuellen Gefährdungseinschätzung der Roten Listen aus 2017 weisen 78% der eher feuchten (bspw. artenreiches Feuchtgrünland) und ca. 85% der eher trockenen Grünlandbiotope (z.B. viele Halbtrocken- und Trockenrasen) eine Gefährdung aus. Mehr als ein Viertel dieser trockenen Grünlandbiotoptypen (27%, 14 von 52) mussten der höchsten Rote-Listen-Kategorie zugeordnet werden und sind so "akut von vollständiger Vernichtung bedroht".

Vor allem artenreiches Extensivgrünland ist vom Rückgang betroffen.

Seitenanfang